Heimische Bäume in Zeiten des Klimawandels

Eiche auf einer Wiese

Früher gab es die Empfehlung, sich einheimische Bäume in den Garten zu pflanzen, um am Erhalt heimischer Baumarten mitzuwirken und dadurch einen Beitrag zum Schutz hier beheimateter Tiere zu leisten. Denn sie galten als robust und an das vorherrschende Klima und die jeweiligen Bodenverhältnisse angepasst. Gegenüber sogenannten Exoten waren sie widerstandsfähiger und resistenter gegen Schädlinge.
 
Aber diese Vorstellung ist zum Teil überholt. Der Klimawandel hat völlig neue Bedingungen für Pflanzen geschaffen, so dass heimische Baumarten gegenüber Exoten inzwischen die schlechteren Voraussetzungen zum Überleben haben. Exoten sind in der heutigen Zeit auch keine Exoten mehr, sondern Klimabäume. Bei dem Thema Klima, Umwelt und CO2-Konzentration spielen Klimabäume inzwischen eine große Rolle. Im Idealfall findet man unter den heimischen Baumarten geeignete Arten, die zum Klimaschutz beitragen können.
 
Welche einheimischen Baumarten gibt es in Deutschland?
Etwa 32 Prozent der Landfläche Deutschlands bestehen aus Wald. Fast die Hälfte der Waldflächen des Landes befinden sich in Privatbesitz. Eine Veränderung des Waldes durch den Klimawandel ist abzusehen.
 
Die häufigste Baumart in deutschen Wäldern ist die Fichte, die ein Viertel aller Bäume ausmacht. Das hat damit zu tun, dass die Fichte der wichtigste Holzlieferant ist und der Mensch sie am häufigsten pflanzt. Ihre Verbreitung ist also nicht natürlich. Die Fichte ist zwar anspruchslos, braucht aber viel Wasser. Was in der Vergangenheit kein Problem war, stellt sich jetzt als ernste Gefahr dar. Denn der Klimawandel äußert sich vor allem im Rückgang der Niederschläge, der zu enormem Wassermangel führt. Die Folge sind kranke und geschwächte Bäume, die anfällig sind für Schädlinge wie den Borkenkäfer. Damit ist ein Viertel der Bäume in Deutschlands Wäldern ernsthaft bedroht.
 
An zweiter Stelle der häufigsten Baumarten steht die Kiefer. Sie kommt fast genauso oft in Deutschland vor wie die Fichte. Das heißt, fast die Hälfte aller Bäume sind Nadelbäume. Auch die Kiefer galt in der Vergangenheit immer als anspruchslos, da sie auch mit karger Erde zurechtkommt. Doch auch ein anspruchsloser Baum braucht Wasser. Die heißen Sommer mit zu langen Trockenphasen setzen ihr zu und bedrohen den Bestand, wie z. B. in Bayern, wo es viele Kiefern gibt. Das Risiko ist außerdem hoch, dass die geschwächten Bäume von Schädlingen befallen werden.
 
Zu den in Deutschland oft vorkommenden Baumarten gehört die Rotbuche. Sie ist Baum des Jahres 2022 und nimmt in der Häufigkeit ihres Vorkommens den dritten Platz ein. Der Klimawandel führt jedoch dazu, dass die Buche in Deutschland über kurz oder lang anderen Baumarten weichen wird. Experten haben festgestellt, dass sich die natürliche Grenze der Rotbuche verschoben hat. Wo es sonst in Europa zu kalt für sie war, kann sie aufgrund der Erderwärmung inzwischen wachsen und heimisch werden. Im südlichen Teil Skandinaviens steigt deshalb die Zahl der Buche.
 
Natürlich darf die Eiche in der Aufzählung heimischer Baumarten nicht fehlen. Im Vergleich zu anderen Baumarten gibt die Eiche Hoffnung, dem Klimawandel zu trotzen. Das geht aus Beobachtungen und Erfahrungen hervor. Auch ohne Klimawandel gibt es alte Eichen, die an extrem trockenen Standorten wachsen. Im Fokus stehen vor allem Eichenbestände an trockenen, nicht bewirtschafteten Standorten, die besonders anpassungsfähig zu sein scheinen. Sie können gute Klimabäume abgeben. Denn es ist immer besser, unter Arten, die hier heimisch sind, Klimabäume zu finden, d. h. Bäume, die sich an den Klimawandel und die daraus hervorgehenden härteren Bedingungen anpassen können.
 
Eine wichtige Baumart in Deutschland ist die Esche. Doch obwohl sie wie die Eiche zu den heimischen Laubbäumen zählt, die längere Trockenphasen vertragen, ist sie gefährdet durch das Eschentriebsterben. Dabei handelt es sich um eine aggressive Pilzkrankheit aus Ostasien, die dazu führt, dass die Triebe des Baums absterben. Die Pilzsporen befallen die Blätter und dringen dann bis zu den Trieben der Esche vor.
 
Der Bergahorn ist ebenfalls in Deutschland heimisch und gehört zu der häufigsten Ahornart in Mitteleuropa. Er zählt zu den anpassungsfähigen Baumarten und wurde in das bundesweite FitForClim-Projekt aufgenommen. Das Projekt stellt Forstvermehrungsgut für einen klima- und standortgerechten Wald bereit. Jedoch birgt der Bergahorn die Gefahr, dass er von der Rußrindenkrankheit befallen werden kann, die den Baum absterben lässt.

Neben dem Bergahorn könnte noch die Flatterulme ein Klimabaum-Kandidat sein. Sie ist eine von drei Ulmenarten, die in Deutschland vorkommen. Daneben gibt es die Bergulme und die Feldulme. Die Flatterulme ist gerade deshalb interessant, weil sie Brettwurzeln entwickelt, die an die Wurzeln von Tropenbäumen erinnern, die in feuchten Böden wachsen und einen stabilen Stand haben. Man findet sie in Auenwäldern. Sie kann Überflutungen gut überstehen, die aufgrund des Klimawandels immer häufiger werden.
 
Klimabäume
Unter den einheimischen Baumarten lassen sich nur schwer geeignete Baumarten finden, die dem Klimawandel und seinen Auswirkungen auf lange Sicht trotzen können. Deshalb ist der Blick in andere Länder unvermeidlich, um weltweit Baumarten zu finden, die sich in Deutschland als Klimabäume eignen. Die Energie sollte folglich nicht nur in den Erhalt heimischer Baumarten gesteckt werden, sondern auch in die Suche nach geeigneten Zukunftsbäumen.

Es gibt bereits Bemühungen, Zukunftsbäume außerhalb einheimischer Arten zu sichten und zu prüfen. Beispielsweise gibt es das Klimawandel-Projekt „Stadtgrün 2021“, das Baumarten im süd- und osteuropäischen, im nordamerikanischen und im asiatischen Raum sucht und prüft, wie klimafest die Baumarten sind. So wichtig der Erhalt heimischer Baumarten ist, sind es vor allem nicht heimische Baumarten, die Hoffnung machen, Klimabäume zu sein.

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